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Stadthaus Dübendorf

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Inhalt

Stipendiat 2020

Die Jury des Kunstateliers hat das Stipendium der Stadt Dübendorf für die Zeit vom 1. Mai bis 31. Oktober 2020 der Künstlerin Vreni Spieser vergeben.

 

Vreni Spieser:
 

Seit 2009 beschäftigt sich Vreni Spieser mit der Idee des Eldorados und erforscht die Thematik mit einem breiten Fokus, dank dem sie überraschende Verbindungen herstellt. Von der weltweiten Migration schlägt sie einen Bogen zur frühen Seefahrt, als (blutiger) Beginn des Kapitalismus, und verknüpft diese mit der Geschichte und der weltweiten Verbreitung von Textilien, Ornamentik und Tanz.

(Nadja Baldini)

 

Diese kleine Einführung hat immer noch seine Gültigkeit. Mein eigener, innerer Kompass führte mich an so unterschiedliche Orte wie Argentinien, Japan und Ghana,

immer die Spuren von Eldorado verfolgend. Seit einer Weile schon möchte ich nach Peru, um zu überprüfen, ob und wie sich dort einige der Stränge der Welt umspannenden Geschichte überschneiden und zusammenfliessen. Doch aus unterschiedlichen Gründen klappte es nie, mit dieser Reise. So beschloss ich in der Nähe zu bleiben. Wieso nicht Dübendorf, anstelle von Peru? Genügend Stoff (im wahrsten Sinne des Wortes) um an dem Projekt auch hier weiter zu arbeiten, hatte ich sowieso.

Ich nutzte also die Räumlichkeiten in Dübendorf um an der grossen, textilen Arbeit „Starke Frauen“ weiter zu arbeiten. Von Hand nähte ich unzählige Teile und Stücke von zuvor auseinander getrennten und umgefärbten Kleidungsstücken zusammen. Alle diese Kleider und Textilien gehörten meinen Vorfahr*innen, sie reichen zurück bis zu meinem Urgrossvater, um einen Bogen zu spannen ins Heute in mein eigenes Leben. Viele Biographien werden von mir zerpflückt, umgearbeitet, angeeignet und zu etwas neuem zusammengesetzt. Dazu brauchte ich Platz und Zeit und beides fand ich im alten Tennisclubhaus von Dübendorf.

Parallel dazu kombinierte ich zwei Formate, einerseits den Spaziergang und andererseits das Gespräch zu etwas, das ich RÜP nannte: Reden über Peru. Dazu lud ich Leute ein, mit mir von Zürich nach Dübendorf zu wandern und über Peru zu reden. Die meisten von meinen Wander-Gästen kennen das Land nur vom hören sagen. Aber Peru war auch als Metapher gedacht, um ganz allgemein vom Weggehen und Hierbleiben, von der Sehnsucht nach einem anderswo und dem fliehen aus einer Not heraus zu reden. Es ging um Transportmittel, um blockierte Wege, Vorurteile, Massentourismus, neu entflammter Patriotismus und so weiter. Wir redeten von vergangenen Reisen und Zielen, an denen wir noch nicht angekommen sind. Dies alles ganz unvorhergesehen vor dem Hintergrund von Corona, der uns alle zum hierbleiben zwang (und zwingt).

Zu guter letzt nutzte ich den Garten und den Tennisclub als Hintergrund für eine Serie von Selbstportraits in meinen vor Ort genähten Gewändern - eine Art Bestandsaufnahme. Die Reise geht weiter, auch im übertragenen Sinn. Die Kleider werden weiter wachsen, Peru bleibt ein Traum und ich denke, Dübendorf wird nicht von meiner Landkarte verschwinden.